Wasser (5) - Quellen

Wenn Sie das Wort Quelle hören, was kommt Ihnen da als erstes in den Sinn? Frische, Reinheit, Klarheit als Sinneseindrücke? Ursprünglichkeit, ein märchenhafter Zauber, Nymphen und Heilige als kulturelle Überlieferungen?

All das und noch mehr steckt in diesem Wort. Einmal waren Quellen unantastbare Orte, der Inbegriff des Lebendigen. Heute sind sie bedroht, oft verschüttet und verbaut.

Immer geht ein kleiner, aber einzigartiger Lebensraum verloren. Quellen sind Orte, an denen Grundwasser zutage tritt. Als Grenzlebensraum haben sie eine hohe Bedeutung für spezialisierte Tier- und Pflanzenarten, die an diese besonderen Umweltbedingungen angepasst sind. Die wenigen Arten, die in diesen Kleinlebensräumen existieren können, reagieren in der Regel empfindlich auf Störungen der meist konstanten Umweltverhältnisse.

 

Wasserchemismus, Temperatur, Exposition, geographische Lage, Geländeform, Schüttungsmenge, Beschattung sowie Substratstruktur führen zu unterschiedlichen Eigenschaften der Quellen.

In der Literatur wird zwischen Sturzquellen, Sickerquellen und Tümpelquellen unterschieden. Es kommen aber auch zahlreiche Mischtypen vor.

Quellen können in der Landschaft meist deutlich durch die Pflanzendecke gegenüber dem Quellumfeld abgegrenzt werden. Die unmittelbar an Quelle und Quellbach gebundene Vegetation wird Quellflur genannt. Sie überschreitet fast nie die Arealgröße von fünf Quadratmetern. Kennzeichnend ist eine niedrigwüchsige, oft flächendeckende, meist immergrüne Krautschicht mit zum Teil hohem Moosanteil und ohne höhere Gehölze. Größere grundwasserbeeinflusste Flächen, an denen sich Erlen-Eschenbruchwälder ausgebildet haben und häufig Quellgruppen auftreten, werden als Quellwald bezeichnet. Typische Quellpflanzen sind das Gegenblättrige Milzkraut und das Bittere Schaumkraut.

Den Grenzsaumcharakter der Quellbiotope zeigt sich am deutlichsten in der Fauna. Neben Quellspezialisten finden sich auch Arten aus den angrenzenden Lebensräumen. Aus dem Grundwasser werden Organismen wie der Höhlenflohkrebs eingespült oder sie wandern aktiv ein, um vorwiegend nachts Nahrung zu suchen. Der Bachflohkrebs wandert aus dem Bach ein. Er kann als Indikator für sauberes Wasser gelten und frisst mit Vorliebe Erlenblätter, die in die Quelle gefallen sind. Außerdem kommen je nach Quelle unterschiedliche Artengemeinschaften aus Strudelwürmern, Fliegen- und Mückenlarven, Köcherfliegenlarven, Steinfliegen- sowie Eintagsfliegenlarven vor. Aus feuchten Landlebensräumen suchen ebenfalls Tiere den Quellbereich auf, um hier zu jagen oder die Brut zu legen. Darunter ist als größter Vertreter der Quellfauna der Feuersalamander, der fertige Larven in den Quellbach entlässt. Hier sind sie sicher vor der gefräßigen Forelle.

Die Kleinflächigkeit der Quellen lässt großwüchsigen Tieren keinen ausreichenden Bewegungsraum. Quelltiere sind meist klein und unscheinbar und oft nicht mit dem menschlichen Auge erfassbar. Entscheidend für die Besiedlung von Quellen ist auch die Vegetation im Umfeld, da viele Lebewesen auf eingetragenes Material wie Falllaub oder Totholz angewiesen sind. Hier siedelt sich ein Biofilm aus Bakterien und Pilzen an, der abgeweidet wird. Zu dieser Tiergruppe gehört auch die bis 2 mm kleine Quellschnecke, die mit mehreren Arten unterschiedliche Regionen besiedelt.

 

Gefährdung und Schutz
- Wassermenge und -qualität erhalten, durch Schutz des Umfeldes. Keine Versiegelung, keine Drainagen oder Wasserentnahmen oder Bodenverdichtung durch land- oder forstwirtschaftliche Maschinen in einem 100 Meter Radius um die Quelle.
- Quelle und Quellbach verschatten durch Erhalt der standort-gerechten Vegetation (Quellfluren/Wald). Wer eine Wiese im Umkreis der Quelle nicht mäht, fördert eine Hochstaudenflur, die ebenfalls verschattet und die Wassertemperatur niedrig hält.
- Bauwerke/Quellfassungen zurückbauen wo irgend möglich und die Anlage von Viehtränken oder Teichen im Quellbach vermeiden, denn dies entzieht den Larven des Feuersalamanders den Lebensraum.
- Die Verrohrung von Quellbächen z.B. für den Wegebau durch ein unten offenes U-Profil ersetzen.
- Den Quellbereich vor Erholungssuchenden schützen, indem man Wanderwege weiträumig herumführt. Auch Rastplätze sollten nicht errichtet werden. Es kann sinnvoll sein, Info-Tafeln aufzustellen, um die Akzeptanz für den Quellschutz zu steigern.
Lesetipp: Quellen – einzigartig und schützenswert; LfU (Bayern); 2023