Jahresthema 2024: Wasser

regelmässiger "Wasser-Blog"

Der NABU Kreisverband Olpe möchte das Jahr 2024 zum „Jahr des Wassers“ machen.
Deshalb wird alle 14 Tage ein neuer Artikel in diesem Blog erscheinen, der unterschiedliche Aspekte des Themas beleuchtet. In Zusammenarbeit mit der VHS sind Vortragsveranstaltungen und Exkursionen geplant. Näheres dazu finden Sie bald im Terminkalender.

Foto: NABU Olpe
Foto: NABU Olpe

Wasser ist die Grundlage allen Lebens.

Das weiß jedes Kind. Aber welchen Stellenwert räumen wir Erwachsene dem Wasser in unserer Umgebung ein? Wasser ist ständig in Bewegung, mal langsam, mal schnell. Es verdunstet und zieht als Wolke am Himmel vorüber, füllt als Regen unsere Wasserspeicher und verbindet nicht nur Bäche und Flüsse, sondern ist auch unverzichtbar für die Vielfalt ders Lebens an Land und natürlich in Auen, Sümpfen und Mooren.
Wir nehmen es als selbstverständlich, dass sauberes Trinkwasser aus unserer Leitung kommt, aber wir versiegeln bedenkenlos große Flächen und bemerken nicht, dass wir damit den Wasserkreislauf empfindlich stören.
Die Versorgung mit Trinkwasser setzt einen intakten Wasserkreislauf voraus. Deshalb sind Qualität und verfügbare Menge des Wassers ein Barometer für die Umwelt. Diesen komplexen Zusammenhängen möchten der NABU Olpe in Kooperation mit der VHS Olpe mehrere Veranstaltungen widmen. Und es werden alle zwei Wochen Artikel auf der Homepage des NABU erscheinen, die sich mit unterschiedlichen Aspekten des Themas Wasser auseinandersetzen.


ein kleines Rätsel zum Einstieg:


Tipps für Familien


Aus: „Am Anfang war das Wasser“ von Alok Jha in APuZ 12/2021 S.2-9

Wasser ist Grundlage allen Lebens.
Der Mensch versteht sich als kohlenstoffbasierte Lebensform. Tatsächlich liefert Kohlenstoff die Bausteine des Lebens – komplexe Moleküle wie die DNA, Proteine und Lipide. Doch der Nährboden, auf dem sich Leben entwickeln kann, ist Wasser. Beim Aufbau der Existenz ist es Kran, Baugerüst und Mörtel zugleich. Jeder dynamische Prozess in unseren Zellen, jede biochemische Reaktion, die benötigt wird, um etwas am Leben, in Bewegung, am Wachsen zu halten, hängt von Wasser ab. Zu behaupten, Wasser sei ein integraler Bestandteil des Lebens, wäre noch eine Untertreibung. Wir können uns unsere Zellen – und die von jedem Lebewesen auf der Erde – als Wasserblasen vorstellen, die winzige Mengen von Kohlenstoff, Wasserstoff, Sauerstoff, Stickstoff, Phosphor und Schwefel enthalten, suspendiert oder aufgelöst. Das Leben, seine Prozesse und Strukturen entstehen in Lösungen aus Wasser. Jedes Lebewesen ist also einfach eine Wasservariation, eine Abweichung um einige Prozent von Reinheit. Die Stoffwechselvorgänge in Zellen – beispielsweise für den Aufbau von Proteinen oder die Erzeugung brauchbaren Brennstoffs, um den Körper am Laufen zu halten – erfordern entweder die Zugabe oder die Entfernung von Wassermolekülen. Wasser ist die Sprache, in der Biologie geschrieben wird. Pflanzen nutzen die Sonnenenergie, um Wasser in der wichtigsten chemischen Reaktion auf der Erde zu spalten – der Photosynthese. Nach der Spaltung werden Wasserstoffatome mit Kohlendioxid verbunden, um Glukose zu erzeugen, wobei Sauerstoff an die Luft abgegeben wird. Diese Reaktion liefert letzten Endes Nahrung für sämtliche Lebewesen. Die Zellen wandeln die Glukose wieder in Wasser und Kohlendioxid um und setzen dabei die Energie frei, die sie für ihre Zellfunktionen benötigen. Wenn wir uns das Leben auf der Erde als eine riesige Reihe von Händeln und Transaktionen vorstellen, dann ist Wasser die Währung, in der diese Tauschgeschäfte abgewickelt werden. Entwicklung und Fortbestehen des Lebens beruhen auf der Seltsamkeit des Wassers.


Das seltsamste Molekül im Universum – H2O.
Die meisten Substanzen schrumpfen beim Abkühlen. Nicht jedoch Wasser, das sich stattdessen ausdehnt. Dies bedeutet, dass Eis am Gefrierpunkt eine geringere Dichte aufweist als flüssiges Wasser. Deshalb schlittern wir im Winter gern über zugefrorene Seen, und auf der Oberfläche dunkler Ozeane treiben schneeweiße Eisberge. Ein Festkörper sollte nicht auf seiner eigenen Flüssigkeit schwimmen – aber täte Wasser dies nicht, gäbe es kein Leben auf der Erde. Wassermoleküle heften sich gerne an etwas, vor allem aneinander. Dies verleiht dem Wasser seine starke Oberflächenspannung. Viele Insekten nutzen diese, um über die Oberfläche von Teichen zu laufen – ihre verschwindend geringe Körpermasse ist schlichtweg nicht groß genug, um die Wasser-oberfläche zu durchbrechen. Der Drang der Wassermoleküle, sich aneinander zu heften, bedeutet, dass sie mittels Kapillarwirkung – die Eigenschaft von Flüssigkeiten, sich in schmalen Kanälen ohne Einwirkung (und häufig sogar entgegen) einer äußeren Kraft wie der Schwerkraft bewegen zu können – durch leere Poren und Gefäße nach oben gezogen werden. Dieser Effekt sorgt dafür, dass Wasser von Seidenpapier oder einem Schwamm so leicht aufgenommen werden kann; zudem ermöglicht er es Pflanzen, Wasser tief unter der Erdoberfläche aufzusaugen, um ihre im Sonnenschein wachsenden Blätter und Zweige zu nähren.

ALOK JHA ist Physiker und Wissenschaftskorrespondent von „The Economist“ in London. Er schrieb unter anderem „The Water Book“ (2015). www.alokjha.com


Auflösung des Rätsels von oben