Zum Tod von Thomas Eickhoff

Zum Tod von Thomas Eickhoff (19. April 2021)

Mit dem Tod von Thomas Eickhoff verlieren der Naturschutz und das Wissen um die Vogel- und Pflanzenwelt im Kreis Olpe einen großen Aktivposten.

In der Naturschutzjugend des BUND hat Thomas schon als Schüler mit großem Einsatz Krötenzäune gebaut, Nistkästen aufgehängt, Fledermäuse kartiert und praktischen Naturschutz geleistet. Damals wurden an vielen Orten "Biotope" angelegt, schweißtreibende Handarbeit. Genauso die Sicherungsmaßnahmen für Fledermausquartiere, viele Wochenenden und Nachmittage hat er allein am Heinsberger Fledermaustunnel verbracht.

Eine frühe wissenschaftliche Arbeit war die Kartierung der beiden Vogelarten Neuntöter und Raubwürger in den 1980er-Jahren. Diese wurden zusammengefaßt im "Arbeitsbericht zur Würgererfassung im Kreis Olpe". Thomas und andere Mitglieder der BUND-Jugend haben hier die Ergebnisse aus umfangreichen Erhebungen im nördlichen Kreisgebiet zusammengetragen. Auch das Symposium Ende der 80er Jahre in der damaligen Vogelschutzwarte in Altenhundem war wesentlich durch Thomas geprägt. Der Raubwürger ist im Kreis Olpe danach immer seltener geworden, lange Jahre waren keine Bruten mehr bekannt. Den ersten neueren und präzise dokumentierten Brutnachweis im Jahr 2019 verdanken wir wiederum Thomas Eickhoff.

Ein großes wissenschaftliches Projekt war Thomas Beteiligung an der internationalen Schwimmvogelzählung ab Ende der 1980er Jahre. Fast lückenlos sind hier Winterbestandsdaten der Schwimmvögel von den großen Gewässern des Kreises erhoben worden, die in überregionale Auswertungen eingegangen sind.

Von besonders herausragender Bedeutung war jedoch Thomas Wissen um die Pflanzenwelt im Kreis Olpe. Er hat in mühsamer Kleinarbeit alles verfügbare Material zusammengetragen und katalogisiert. Es gab und gibt nur wenig Literatur, die sich explizit mit Erhebungen aus dem Kreisgebiet beschäftigt. Wo immer möglich hat er die alten Fundorte ausfindig gemacht und die Vorkommen bestätigen oder eben nicht mehr auffinden können. Einige Arten lagen ihm besonders am Herzen, so z.B. die Frühlings-Braunwurz (Scrophularia vernalis) in der Nähe von Grevenbrück.
Thomas Diplomarbeit als Ingenieur für Landespflege beschäftigte sich mit der Flora in seiner sauerländischen Heimat (Xerotherme Felsfluren und Magerrasen der Kalkstandorte des Kreises Olpe).
In den letzten Jahren hat Thomas neben seiner Gutachtertätigkeit fast das gesamte Kreisgebiet begangen und floristisch kartiert. Wo und warum auch immer er sich in der Natur aufhielt, hatte er Listen der Pflanzenarten bei sich, die er auf diesen Flächen noch nicht nachgewiesen hatte. Die Ergebnisse dieser Erhebungen sind an vielen Stellen bereits in praktische Naturschutzprojekte eingeflossen. Mitarbeiter von Verwaltungen und Naturschutzverbände schätzten Thomas Fachwissen und Ortskenntnis. Die bedeutsamsten Funde der letzten Jahre sind in Datenbanken veröffentlicht und daher auch für andere nutzbar. Allein im Portal der Floristischen Kartierung NRW finden sich 3.500 Einträge.
Daß man auch im Kreis Olpe Funde machen kann, die überregional bedeutsam sind, zeigen zum Beispiel sein Fund eines Standortes des mittleren Wintergrüns (Pyrola media). Oder der Erstnachweis des Rundblatt-Labkrauts (Galium rotundifolium) für NRW an gleich mehreren Stellen im Kreisgebiet. Im vergangenen Jahr hat Thomas einen der größten Bestände der Korallenwurz (Corallorhiza trifida) in NRW mit entdeckt. Dabei ist es ganz einfach, solche Funde zu machen. Man muß ja "nur" vor Ort sein und exzellente Artenkenntnis haben.

Sein großes Projekt, eine Flora des Kreises Olpe zu schreiben, hat er nicht mehr angehen können. Dabei ist der größte Teil, die systematische Erhebung von Daten, schon weit fortgeschritten. Vielleicht gelingt es seinen Freunden und Mitstreitern, die Daten weiter aufzuarbeiten und zu einer Flora zusammenzuführen. Schon jetzt kann man sagen, daß keine Einzelperson mehr zu einem solchen Werk beigetragen haben wird.